Das BeschA unterstützte ein Pilotprojekt zur Stärkung des Katastrophenschutzes in Tunesien – und verschiffte dabei sogar einen einstigen Filmstar nach Nordafrika.
Erschienen: 31.01.2014
Aufbau nach der „Arabellion“: Im Rahmen der deutsch-tunesischen Transformationspartnerschaft übergab das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mehrere Fahrzeuge an die Nationale Zivilschutzbehörde Tunesiens (Office National de la Protection Civile, ONPC). Zwei Löschfahrzeuge, drei Pickups zur Brandbekämpfung sowie zwei Rettungswagen verstärken künftig das Aufgebot des ONPC. Eingekauft wurden die Fahrzeuge durch das Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern (BeschA) – „Ein Projekt, das viel Hirnschmalz brauchte, aber auch sehr viel Spaß gemacht hat“, berichtet Beschaffer Bernd Gosebruch, der zusammen mit seinem Kollegen Franz-Josef Schneider für das Verfahren verantwortlich war.
Quelle: BBKZwei Löschfahrzeuge, drei Pickups zur Brandbekämpfung sowie zwei Rettungswagen verstärken künftig das Aufgebot des ONPC
„Robust, mechanisch, klassisch“, so fasst Gosebruch die Hauptanforderungen an die Fahrzeuge zusammen, die zur Bekämpfung von Waldbränden eingesetzt werden sollen. „Das ist eine besonders wichtige Aufgabe, weil in Tunesien die Wälder eine natürliche Barriere für die Landwirtschaft bilden: Sie schützen die Felder vor Versandung und Erosion“, erklärt sein Kollege Schneider.
Die tunesische Landschaft brachte noch weitere Besonderheiten für die neuen Feuerwehr-Fahrzeuge mit sich: Sie alle mussten nicht nur geländegängig, sondern auch mit wüstentauglichen Motoren ausgestattet sein, die auch mal eine geringere Spritqualität vertragen. Zudem mussten die Einkäufer sich von Schlauchanschlüssen bis zu Signalanlagen immer nach französischen Normen richten – ein Erbe der Kolonialvergangenheit Tunesiens. Außerdem wichtig: Die beschafften Modelle mussten in Tunesien so weit verbreitet sein, dass das ONPC jederzeit leicht Ersatzteile besorgen kann.
Quelle: BBKDie Pick-ups sind bestens ausgerüstet für die Bekämpfung von Waldbränden
Die größte Herausforderung war aber das knappe Budget. Das machte sich vor allem beim Einkauf der Löschfahrzeuge bemerkbar. Das Großtanklöschfahrzeug (GTLF) – im Fachjargon liebevoll „Wasserkuh“ genannt – kann im Einsatz bis zu 5.000 Liter Wasser zur Brandstelle transportieren. Das etwas kleinere Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) ist auch für technische Hilfe und Gefahrguteinsätze ausgestattet. Auf dem deutschen Markt sind die Fahrzeuge zwar gebräuchlich, aber eben auch teuer. Eine umfassende Markterkundung bis nach Italien und Spanien brachte ebenfalls kein günstiges Ergebnis, nicht einmal bei Gebraucht- und Vorführmodellen.
Fündig wurden die Beschaffer, als sie umdachten: Statt einer Komplettlösung suchten sie nun nach jungen gebrauchten Fahrgestellen, die erst im Anschluss für ihren Einsatzzweck aufgebaut werden sollten – mit Erfolg. Eines der beiden Fahrgestelle hat übrigens eine besondere Vergangenheit: „Der Wagen rollt im fünften Teil der ‚Stirb Langsam‘-Reihe ein paar Mal durchs Bild“, so Gosebruch. „Damals war er allerdings noch olivgrün lackiert und trug ein paar militärische Aufbauten, etwa MG-Halterungen.“ Die wurden natürlich allesamt entfernt und beide Fahrgestelle vom Aufbauer erst einmal generalüberholt, bevor sie mit den jeweiligen feuerwehrtechnischen Aufbauten versehen, korrosionsgeschützt und in zivilem Feuerwehrrot neu lackiert wurden.
Quelle: BBKEinweisung in die Fahrzeugtechnik an den Löschfahrzeugen
Dass das Projekt so schnell und erfolgreich abgeschlossen werden konnte, liegt vor allem an der guten Zusammenarbeit zwischen BeschA, BBK und der Berufsfeuerwehr aus Frankfurt am Main, die die Fahrzeuge auch feuerwehrtechnisch prüfte. „Das lief super, alle Beteiligten haben praxis- und lösungsorientiert gedacht“, berichtet Gosebruch. So konnte auch die letzte Hürde erfolgreich bewältigt werden: Aus Norddeutschland, dem Rheinland und dem Schwarzwald mussten die verschiedenen Fahrzeuge auf ein Schiff verladen werden, um gleichzeitig zur feierlichen Übergabe in Tunis anzukommen.
Das ONPC empfing die Fahrzeuge begeistert in ihrer neuen Heimat – und wird sie dort wohl noch lange einsetzen, schätzt Beschaffer Franz-Josef Schneider: „Eine Lebensdauer von zehn Jahren für die Rettungswagen und Pickups ist normal, bei den Löschfahrzeugen dürften es sogar 20 bis 25 Jahre werden.“
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